Hera von der jungen Donau

Hera von der jungen Donau

Von der Zeugung bis zum Tode.

Du warst eine Besonderheit. Selbstverständlich ist jedes Lebewesen Einmalig – Einzigartig und Unverwechselbar. Du, liebe HeraMaus warst eine «besondere Besonderheit». Angefangen hat alles damit, dass dein Vater unser Silas von der alten Aare war und er von Susanne Börngen als Zuchtrüde für ihren H-Wurf von der jungen Donau ausgesucht hat.

Wir waren unmittelbar dabei, als deine Mutter Line und dein Vater Silas in unserem Wohnzimmer am Abend 26. November 2004 den Deckakt vollzogen. Wie waren wir doch stolz, dass Silas der Vater des H-Wurfs wurde, wussten aber noch nicht, dass du unseren Lebensweg über 14. Jahre begleiten würdest, dazu später.

Am 26. Januar 2005 wurdest du, zusammen mit deinen Geschwistern, in Immendingen D geboren. Bereits vier Tage später, durften wir dich das erste Mal sehen und berühren. Wir haben deine Züchterin damals überraschend besucht, denn sie musste ja zu Hause sein. Nachfolgend besuchten wir dich und dein Geschwister fast jedes Wochenende. Das war eine wunderschöne und unvergessliche Zeit und dafür sind wir Susanne unendlich Dankbar. Irgendwann in dieser Zeit hatte Doris die Idee eines zweiten Hovawarts. Eine Hündin musste es sein. Was Hans-Jürg zuerst als «Furz» nicht wirklich ernst genommen hat, entwickelte sich nach und nach zu einer «Pfotenfesten» Realität und wir entschlossen uns, dich «Hera Hersilia» (offizieller Züchtername), am 26. März 2005 (wieder der 26.) in unsere soziale Mischgemeinschaft aufzunehmen und so zogst du an diesem Tag bei uns ein.

Du hast unser Leben von diesem Tag an völlig verändert. Positiv, versteht sich. Deine quirlige freche liebevoll-respektlose Art, uns und Silas gegenüber, haben wir genossen und deine unschuldigen braunen Augen sind uns in bester Erinnerung. Kein Welpe und Junghund hat uns so viel kaputt gemacht :-) Stichworte, Teppich, Pflanzen, und Kissen, um nur ein paar zu nennen. Das abrollen der WC-Papierrolle gehörte selbstverständlich auch zu deinem Aufgabenfeld, aber, das gehört in jedes Repertoire eines «anständigen Welpen» :-). In ewiger Erinnerung ist auch die Situation, wo du quer durchs Wohnzimmer gerannt kamst, über den Salontisch gesprungen bist, und querliegend auf dem Sofa, zwischen uns und dem Besuch gelandet bist. Kleine, nicht unbedeutende Ergänzung, auf dem Tisch stand eine Flasche Weisswein und Gläser, welche «deinen Anfall» aber heil überstanden. Deinem Vater Silas bist du auf der Nase herumgetanzt, wir konnten manchmal kaum zuschauen. Das änderte sich im Verlaufe des frühen Junghundealters und du und dein Vater wuchsen zu einem unzertrennlich tollen TEAM zusammen. Schön war die Zeit mit dir, bzw. mit euch.

Der Entschluss, in der Hundeausbildung, andere Wege zu gehen, führte dazu, dass du mich, Hans-Jürg, in den kommenden Jahren an vielen Ausbildungen in Österreich, in Deutschland und in der Schweiz begleitet hast. Viele Male sind wir zu Ekard Lind in die Steiermark gefahren, haben Hochs und Tiefs miteinander durchlebt, was uns unendlich tief verbunden hat, ein Leben lang. Du hast mir viele «Ausbildungsfehler» verziehen, hast mich aber auch an den Rand eines Nervenzusammenbruchs gebracht. Ich denke besonders an den Moment, wo du Eckard Lind’s Hündin «flach gemacht» hast, und zwar unmittelbar vor der letzten der fünf Prüfungen, der «öffentlichen Lehrprobe», in Süddeutschland. «Das wars mit der Trainerlizenz», habe ich mir damals gedacht, aber Ekard Lind stand darüber und wir beendeten die letzte Prüfung mit «eines der besten Resultate einer öffentlichen Lehrprobe» Zitat Ekard Lind. «Stolz wie Anton» war ich, und ich konnte dich nicht genug, immer wieder fest an mein Herz drücken.

Von diesem Moment an hast du mich in all meinen Kursen und Seminaren in CH und D, viele Jahre lang treu begleitet und warst, wie konnte es anders sein, mein «Vorzeigehündli», was nicht heisst, dass du ein Mauerblümchen warst. Nein nein, so «durch Butter» war es mit dir auch wieder nicht :-), ein echter Hovawart, halt. Bewachen von allem, was du sehen konntest, auch wenn es weit weit weg war :-), gehörte bei dir nicht nur auf dem Papier zum Rassestandard und, wenn du die Gelegenheit hattest, machtest du dem Namen «Rüdin» alle Ehre. Bei anderen Hündinnen «die Chefin» markieren oder penetranten Nase-in-den-Hintern-steckenden Rüden klare Grenzen setzen, das konntest du und zwar sowas von klar und unmissverständlich, dass es für deine Menschen manchmal peinlich war, uns aber oft auch zum Schmunzeln brachte, besonders bei den «Rüden-Situationen» ich denke bspw. an Onix, dem Vater unseres Brian vom Maieriesli. Er hat nicht auf die Signale von dir geachtet, war weiter aufsässig, penetrant und hat deinen geforderten Abstand nicht eingehalten, also wurde er von dir kurzerhand «flach-gemacht» :-).

So verbrachten wir viele wunderschöne und einmalige Jahre Seite an Seite mit dir und deinem Vater Silas und später mit Brian. Ach war die Zeit schön und unvergesslich mit euch, aber auch extrem lehrreich für uns Menschen, denn auf den Spaziergängen «schlafen», das konnten wir definitiv nicht :-). Stichwort «Formale Dominanz».

Geprägt von den vielen Ausbildungen, den langen Autofahrten in Europa, den Hotelübernachtungen, und und und, wurdest du ein ausgesprochener «Papihöck», wo dein Herrchen war, da warst du. Eine Geste, ein Blick von Herrchen, und du warst bei ihm. Unvorstellbare nonverbale Kommunikation fand zwischen dir und Hans-Jürg statt. Unvergesslich jeweils deine akustische Ankündigung, dass Herrchen wieder nach Hause kam, wenn er sich erlaubt hatte, mal ohne dich weg zu gehen.

Lange Jahre hatten wir auch eine sehr enge Beziehung mit deiner Züchterin und deiner Mamma und wir durften einige Seminare in deinem Heimatland geben, wo du natürlich, wie konnte es anders sein, der «Platzhirsch» warst.

Nach dem Tode von Silas warst du kurze Zeit alleine. Das war schlimm für uns alle. Bald aber zog Brian von Maieriesli bei uns ein. Ihn hattest du von Beginn an fest im Griff, viele Jahre lang. Unsere grosse Aufgabe war damals, dass Brian nur das gute von dir lernen durfte :-) und davon gab es ja auch einiges.

Mit 10 Jahren hattest du einen Tumor in der Milchleiste und wir mussten dich leider kastrieren, was zur Folge hatte, dass dein Fell «explodiert» ist, was dir im Sommer sehr zu schaffen machte.

Eine Spielnudel warst du dein ganzes Leben lang, bis zum Schluss. Unvergesslich sind die Momente, wo du uns deine Beute mit einem einladenden lächeln präsentiert hast und uns zu einem Spiel aufgefordert hast. Deine weissen Zähne in deinem dunklen Fell glänzten jeweils wie Perlen im Licht. Unvergesslich sind die Momente, wo wir uns im Garten «duelliert» haben oder auf dem Wohnzimmerboden um «deine Jeanshose» gekämpft haben. Manchmal zu zweit, manchmal zu dritt. Unvergesslich sind die Frisbee-Spiele auf den Spaziergängen, entweder bist du wie verrückt dem Frisbee nachgerannt, oder du wartetest im Platz, damit wir dir den Frisbee zuwerfen konnten, um ihn dann, mit einem kräftigen Sprung aus dem Platz in der Luft abzufangen. Wenn es Schnee hatte, warst du kaum zu bremsen, Schnee, ja, das war dein Element. Kurz, du warst ein ausgesprochen verrücktes stehts gut gelauntes liebenswertes SpielHuhn :-).

So war es auch an deinem letzten Tag. Nie hätten wir gedacht, dass der 20. Februar 2019 dein letzter Tag sein wird. Du bist mit über 14 Jahren bis am letzten Tag mühelos Treppe gelaufen, trotz deiner Spondylose, du hattes keinerlei Beschwerden, in keiner Beziehung, rein gar nichts. Nichts deutete darauf hin, dass dein Ende nahe war. Du hast an diesem Morgen noch die Enten aus unserem Teich verjagt, mit vollem Einsatz, akustisch und körperlich. So wie immer. Wir haben noch, wie so oft am Morgen, zusammen im Garten ein Zerrspiel gemacht, du warst wie immer. Auf dem Spaziergang wurdest du dann immer schwächer und schwächer, so dass wir nach wenigen hundert Metern umkehren mussten. Dass dein Gesundheitszustand sehr ernst war, war uns sofort klar und die emotionale Autofahrt, mit viel Tränen, vergessen wir wohl nie. Ein Röntgenbild machte die letzte Hoffnung zunichte. Dein Brustkorb war voller Ableger und einer der Tumore war aufgeplatzt, so dass du innerlich verblutet bist. Du hattest keine Chance mehr und wir mussten dich gehen lassen. Dein Atem ist für immer verstummt und dein gutes Herz hat unter unseren Händen aufgehört zu schlagen.

Hera, wir konnte über 14 Jahre lang unendlich viel von dir lernen. Wir konnten unendlich viel Wissen und Lebenserfahrung gewinnen, und dafür sind wir dir von Herzen dankbar, so lange wir denken können.

Obwohl uns klar ist, dass du ein tolles «Hundeleben», auf allen Ebenen, geniessen konntest, fehlst du uns sehr. Manchmal sehen wir dich vor unserem geistigen Auge durchs Wohnzimmer wackeln, sehen dich ausgestreckt auf dem Sofa liegen, oder du bist auf einem unserer Spaziergänge dicht an unserer Seite, manchmal sehen wir dich in unserem Garten oder, wir glauben dein beruhigendes Schnarchen im Schlafzimmer warzunehmen.

Obwohl du präsent bist – HERA DU FEHLST.

Deine TEAM-Leiter



 
Einmal wandelt sich
alle Gegenwart in Vergangenheit
alles Unterwegssein in Ankommen
alle Begrenztheit in Unendlichkeit
alles Vergehen in neues Werden
 
Einmal wandelt sich
alles Dunkel in Licht
alle Trauer in Freude
alles Leid in Seligkeit
alle Zeit in Ewigkeit

 

Irmgard Erath